Militär-Weltmeister 2008
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- Kategorie: Archiv-Berichte
- Geschrieben von Robert Wetzstein, HSV Wien
“Freundschaftliche Herausforderung in Schweden”
The 43rd CISM World Military Shooting Championship
14 – 21 September 2008 in Boden (Schweden)

Auf Einladung der Schwedischen Streitkräfte fand die diesjährigen CISM Shooting WM in Boden, der Garnisonsstadt des NORRBOTTEN Regiments, statt.
Abfahrt unseres Kontingents war am 14.09. bereits um 03.00 Uhr früh – weiter ging es
zum Airport Memmingen im Allgäu, wo wir schon wie im Jahre 2006 in eine C160
Transall des LTG61 zustiegen, die uns nach fünfstündigem Flug nach Lulea KALLAX Airport „transportierte“.
Das Österreichische Kontingent:
Missionschef:
MjrdG SCHLEGEL Andreas
Mannschaftsführer:
OstWm SODL Andreas
Trainer Gewehr Männer:
Vzlt TAUBER Alfred
Trainer Frauen:
Owm BICHLER Markus
Trainer Pistole:
Vzlt LIEBMINGER Michael
Wettkämpfer Gewehr:
Kpl KAMMERLANDER Florian
Kpl RASER Stefan
Kpl PODOLAK Michael
Zgf FARNIK Thomas
erstmals auch eine Rekrutin dabei:
Rekr OBERMOSER Stefanie
Wettkämpfer Pistole:
Vzlt PAVLIS KARL
Vzlt PROKSIK Erwin
Zgf HÖDL Roland
Wm KÖLTRINGER Heinz
Müde doch wohlauf erreichten wir um ca. 17.00 Uhr die Garnison – an diesem Tag fand dann nur mehr das Check in und Akkreditierungsprozedere statt.
Montag, 15. September 2008
Alle Bewerbe werden auf den ca. 4 km von der Regimentskaserne gelegenen Rödberget Ranges durchgeführt:
Zwei 300m Ranges mit insgesamt 58 Ständen
25m Pistol Range mit 40 Ständen
50m Rifle Range mit 30 Ständen
Alle ausgerüstet mit modernsten SIUS ASCOR Anlagen.
Dieser Tag war gänzlich dem offiziellen Training gewidmet – verbunden mit der Waffen- und Bekleidungskontrolle.
Von 17.00 bis 18.00 Uhr wurden innerhalb eines technischen Meetings die Sicherheitsbestimmungen und Standeinteilungen besprochen – anschließend, um 18.30ging es zur Eröffnungszeremonie – einer wirklich gelungenen Einstimmung zu dieserWeltmeisterschaft.
Als Fahnenträgerin des Teams Austria wurde Stefanie Obermoser (in der Juniorenklasse bereits österreichische Staatsmeisterin) ausersehen. Nach Ansprachen von Ehrengästen und dem Garnisonskommandanten kamen wir auch in den Genuss einer folkloristischen Darbietung einer samischen Künstlergruppe (die Samen – neben schwedisch und finnisch die dritte Sprachgruppe, eigentlich die Ureinwohner dieser Region).
Dienstag, 16. September 2008 – erster Wettkampftag.
Team Match men 300m Standard rifle 3 positions
Bedingt durch den starken Nebel musste der Beginn dieses Bewerbes von 08.00 auf 10.00 Uhr verlegt werden.
Im 1. Relay wird unser Stefan RASER sein Können unter Beweis stellen 98/99 93/92 96/94 gesamt 572 in diesem Relay 7. Hans BAKKEN aus Norwegen war mit 585 Ringen diesmal nicht zu überbieten.
Doch abwarten, es ist eine Mannschaftswertung.
Im 2. Relay lief unser Podolak Michael zur Höchstform auf und mit 100/100 97/95 99/97 gesamt 588 war er in diesem Durchgang Bester. Florian Kammerlander belegte in diesem Durchgang mit
100/100 95/93 96/94 gesamt 578 Ringe Rang 9. Im 3. Relay wird unser „Senior“ Thomas Farnik seine Fähigkeiten ausspielen – leider wird dies seine letzte Militärweltmeisterschaft sein.
98/98 94/96 98/100 gesamt 584 – eine meisterliche Knieendserie.
Ein Weltrekord rückt in greifbare Nähe.
Nach der letzten Knieendserie des Norwegers Hans WEAR war die Sensation perfekt.
Mit 1750 Ringen wurde Österreich Weltmeister
1. Rang AUT 1750 Ringe damit Weltmeister und neuer Weltrekord
2 Rang NOR 1743 Ringe
3. Rang SUI 1738 Ringe
Leider kam es bei der abschließenden Waffenkontrolle zu drei Disqualifikationen – zu geringes Abzugsgewicht (1,5 kg). Durch die Erwärmung der Waffe können Ölrückstände im Abzugssystem Veränderungen hervorrufen – Nachlässigkeiten beim Waffenreinigen.
Team match women 50m prone
Als einzige österreichische Starterin erreichte unsere Stefanie OBERMOSER 570 Ringe,
konnte sich leider für das morgige Individual nicht qualifizieren
1. Rang USA 1775 Ringe
2. Rang GER 1773 Ringe
3. Rang NOR 1768 Ringe
Die Amerikanerin Rhonda BRIGHT und die Deutsche Sonja PFEILSCHIFTER schossen
jeweils 596 Ringe – Traumergebnisse!
Team Match men 25m Center fire pistol (precision court)
Stellt nur ein Teilergebnis dar, Endergebnis erst in Kombination mit dem morgigen rapid fire course. 25m CENTER FIRE PISTOL Men Teamcompetition
Eine kurze Vorstellung der Disziplinen:
ZENTRALFEUERPISTOLE (ZF)
Distanz 25m, Kaliber .30 - .38
Zwei Abschnitte: Präzisionsteil und Schnellfeuerteil (früher Duell) genannt.
Beide Teile werden in 6 Serien zu je 5 Schuss mit jeweils einer Probeserie abgeschossen.
Beim Präzisionsteil beträgt das Zeitlimit je Serie 5 Minuten.
Der Schnellfeuerteil:
Nach einer Vorlaufzeit von 7 Sekunden erscheint für 3 Sekunden die Scheibe – innerhalb dieser 3 Sekunden ist der Schuss abzugeben.
MILITÄRSCHNELLFEUERPISTOLE (MRF)
Distanz ebenfalls 25m , selbe Sportwaffen wie bei ZF – Schnellfeuerpistolenscheibe
3 Zeitstufen zu je 4 Serien a 5 Schuss
Die 3 Zeitstufen: 10, 8 und 6 Sekunden.
Bei dieser SIUS ASCOR-Anlage wird die Feuerfreigabe durch ein grünes Licht angezeigt –
Feuer einstellen – Ende des Zeitfensters rotes Licht.
Mittwoch, 17. September 2008 – zweiter Wettkampftag
Individual Match men, 300m Standard Rifle 3 positions
Thomas FARNIK
Michael PODOLAK
Florian KAMMERLANDER
Stefan RASER
Das Siegerteam vom Vortag wird sein Bestes geben.
Leider lief es dann für unsere Mannschaft nicht ganz nach Wunsch. Denn trotz einer tollen Aufholjagd nach einer eher mäßigen Liegendserie (196), etwas besseren Stehendserie (192) brachte eine hervorragende Knieendserie (196) letztlich doch „nur“Rang 4.
1. Bürge Marcel SUI 589 fast Weltrekord
2. Parker Jason USA 587
3. Markoja Robert SLO 585
4. Farnik Thomas AUT 584
die weiteren Österreicher
7. Podolak Michael 581
24. Kammerlander Florian 575
27. Raser Stefan 573
Team Match men 25m Center fire pistol (rapid fire course).
Hier kam es zu einem eher enttäuschenden 16. Rang für Österreich.
1. Rang CHN 1747
2, Rang UKR 1744
3. Rang IND 1743
16. Rang AUT 1708
Da lagen wohl diesmal Welten dazwischen.
Am Nachmittag dieses Tages ergab sich die Möglichkeit, historisches und kulturelles über diese Region in Erfahrung zu bringen. Im sogenannten LAPLAND HOUSE hatten wir die Gelegenheit, bei einem Buffet lappländischer Spezialitäten Handwerkskunst zu besichtigen oder auch käuflich zu erwerben. Weiter ging die Fahrt zum DEFENCE MUSEUM - militärische Ausrüstungsgegenstände und Devotionalien aus mehreren Jahrhunderten waren zu bewundern.
Das eigentliche Highlight war die Besichtigung des RÖDBERGET FORTS, einer von fünf Befestigungsanlagen, welche ca. ab 1890 errichtet wurden.
Hier konnte man das beengende Dasein der damaligen Festungsbesatzungen nachvollziehen.
Die strategische Aufgabe dieser Anlagen war die militärische Verteidigung Nordschwedens, der Region NORRBOTTEN LAN – die Stadt Boden war zu diesem Zeitpunkt bereits ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt (Erzverladung etc.) – gegen einen möglichen Agressor aus dem Osten (das damals zaristische Rußland – später die UDSSR). Abgesehen davon, dass die Baukosten um ein vielfaches überschritten wurden, war der strategische Wert dieser Festungsanlagen stets umstritten.
Die weitere kriegstechnische Entwicklung im 20. Jhdt. ließ den strategischen
Wert dieser Festungsbauten immer geringer werden, und so wurde das letzte Fort 1998
ausser Dienst gestellt – heute dienen diese Anlagen als Fremdenverkehrsattraktionen, als Museen, oder sie sind dem Verfall preisgegeben.
Donnerstag, 18. September 2008 – dritter Wettkampftag.
Der einzige Österreich betreffende Bewerb des heutigen Tages
Individual Match men 25m Center fire pistol
Als einziger Österreicher war unser Karl Pavlis am Start – trotz einer beachtenswerten Schnellfeuerserie reichte es nur für Rang 20
Precision 93 97 96 286
Rapid 99 100 95 294 580
Ergebnisse dieses Bewerbes:
1. Rang GAO Deng 592
2. Rang ROSE Thomas 587 S-Off: 49 49
3. Rang KHVATSOVAS Oleg 587 S-Off: 49 47
20. Rang PAVLIS Karl 580
Ansonsten hatten die Gewehrschützen heute Gelegenheit sich bei einem geleiteten Training auf das morgen stattfindende 300m Military rapid fire vorzubereiten.
Ein „CULTURAL EVENING“ zu dem von der Stadt und Garnison Boden geladen wurde, ließ den Tag in fröhlicher Stimmung ausklingen.
Freitag, 19. September 2008 – vierter Wettkampftag
300m MILITARY RAPID-FIRE RIFLE Team Match
Eine kurze Erklärung:
geschossen werden Waffen wie bei STANDART RIFLE 300m
PRONE POSITION: 2 Serien zu je 10 Schuss je Serie 1 min 30 sec
STANDING POSITION: 2 Serien zu je 10 Schuss je Serie 2 min
KNEELING POSITION: 2 Serien zu je 10 Schuss je Serie 2 min.
Im 1. Relay musste O`Donohoe Stand 46 nach zweimaliger Waffenstörung aufgeben Thomas Farnik Prone position 96 97 193 Ringe.
Andrejs Vasiljevs LAT wurde ein Schuß am Monitor nicht angezeigt, jedoch am Papier vorhanden – darf lt. Juryentscheid nachschießen. Möglicherweise war dies eine Fehlentscheidung des amerikanischen Jurymitglieds.
Thomas Farnik standing position 93 88 – dieses Manko war leider nicht mehr aufzuholen kneeling Position 97 93 hier machten sich offensichtlich Konzentrationsmängel bemerkbar – 564 Ringe.
Im 2. Relay werden Florian Kammerlander und Stefan Raser ihre Teamqualitäten beweisen.
Raser Prone 99 98
Standing 88 88
Kneeling 94 96 563 Ringe
Kammerlander Prone 96 98
Standing 87 88
Kneeling 91 96 556 Ringe
Im 3. Relay gab Michael Podolak alles, und musste sich nur dem Norweger Bakken geschlagen geben.
Prone 95 100
Standing 90 92
Kneeling 96 95 568 Ringe
Mit 1695 Ringen in der Mannschaftswertung bedeutete dies Bronze für Österreich.
Sieger wurden die entfesselten Norweger mit 1724 Ringen vor der
Schweiz mit 1698 Ringen.
Team Match women 50m rifle 3 positions
Als “Einzelkämpferin” trat unsere Stefanie OBERMOSER für Österreich an – gewissermaßen war es für sie ein Training für das am nächsten Tag stattfindende INDIVIDUAL.
Im 3. Relay erreichte sie in der Prone position 94 96 190
Standing position 96 94 190
Kneeling position 91 94 185 565 Ringe
Die Damenmannschaft aus Norwegen war mit 1724 Ringen diesmal nicht zu schlagen.
1. Norwegen 1724
2. Schweden 1722
3. Deutschland 1721 Ringe
Vielleicht gelingt es, bereits bei der nächsten Weltmeisterschaft in Zagreb eine österreichische Damenmannschaft auf die Beine zu stellen.
Team Match men, 25m pistol, Military rapid fire match
Leider musste sich unser Pistolenteam mit dem enttäuschenden 14. Rang zufriedengeben. Einzig Karl Pavlis schoß mit 578 Ringen ein passables Ergebnis.
Pavlis Karl 578
Hödl Roland 568
Proksik Erwin 557
Költringer Heinz (556) 1703 Ringe
Sieger wurde wie erwartet China.
1. China 1750
2. Norwegen 1737
3. Türkei 1734
14. Österreich 1703 Ringe.
Samstag, 20. September 2008 – fünfter und letzter Wettkampftag.
An diesem Tag werden in allen Disziplinen die Einzelwertungen (individuals) geschossen.
Military Rapid Fire Pistol MEN INDIVIDUAL
Als einziger österreichischer Starter bot Karl PAVLIS eine ausgezeichnete Leistung:
10 sec 100 93 193
8 sec 97 96 193
6 sec 97 99 196 582 Ringe
Dies bedeutete den ausgezeichneten 8. Rang – die ersten drei Plätze pachtete China für sich.
1. LIU Yadong CHN 590
2. GAO Zheng CHN 588
3. JIN Yongde CHN 586
8. Pavlis Karl AUT 582 welch enorme Leistungsdichte!
Military Rapid Fire, Rifle 3x20 MEN INDIVIDUAL
Hier geschah Thomas Farnik ein peinliches Mißgeschick, indem er bei der ersten Liegendserie offensichtlich nur neun Patronen geladen hatte, und zum nachladen keine Zeit mehr blieb.
Prone 87 98 185
Standing 89 89 178
Kneeling 95 94 189 552 Ringe – Rang 36 – schade!
Dem Paradeschützen des slowenischen Teams Rajmond DEBEVEC war diesmal der Sieg nicht zu nehmen.
1. DEBEVEC Rajmond SLO 576
2. BERG Vebjorn NOR 576
3. UPTAGRAFFT Eric USA 568
6. RASER Stefan AUT 567 exzellente Leistung
7. PODOLAK Michael AUT 566
36. FARNIK Thomas AUT 552
Rifle 3x20 WOMEN INDIVIDUAL
Leider musste sich auch hier unsere Sonja OBERMOSER mit dem 26. Rang begnügen.
Prone 96 95 191
Standing 82 97 179 - Kreuzschuß
Kneeling 92 91 183 553 Ringe
Der Sieg ging an Schweden:
1. OLOFFSON Linda SWE 580
2. OLSSON Gyda E. NOR 580
3. BOGACKA Sylwia POL 579
26. OBERMOSER Stefanie AUT 553
Auch China kam diesmal nicht in die Medaillenränge.
Besonderes Pech hatte die Deutsche Sonja PFEILSCHIFTER – disqualifiziert, da sie während des Wettkampfes eine Änderung an der Schießjacke vornahm, ohne diese abnehmen zu lassen.
Mit diesem Bewerb endete die 43. CISM – Militärweltmeisterschaft
Um 17.00 Uhr traten die Teilnehmer sämtlicher an der Weltmeisterschaft beteiligten Nationen im Stadion von Boden zur Siegerehrung an. Nach Ansprachen maßgebender Funktionäre und Initiatoren der CISM nahmen die Sportler ihre Tröphäen entgegen – für Österreich wahrlich ein stolzer Tag.
Gold - Team match men 300m Standard rifle 3 positions mit Weltrekord
Bronze – Team match men 300m rifle, Military rapid fire
Mit militärischem Zeremoniell wurde die CISM-Fahne eingeholt und dem Leiter der Delegation des nächsten Veranstalters – Kroatien übergeben.
Ein ausgezeichnetes Abschiedsbankett bot für jeden die Möglichkeit zwangloser Unterhaltung – Sitzordnungen gab es bald keine mehr – Meinungsaustausch in freundschaftlicher Athmosphäre.
Sonntag, 21. September 2008 – Tag der Heimreise
Um 0700 Uhr ging es per Bus wieder zum KALLAX-Airport wo schon unsere C160 Transall wartete. Nach fünfstündigem Flug kamen wir in Memmingen an, von wo es mit dem Heeresbus Richtung Wien ging - Ankunft ca. 2300 Uhr.
Wettkämpfe im Schutze einer Festung ?
Selbst wenn dieses Fort noch den selben strategischen Wert wie vor einhundert Jahren gehabt hätte – es wäre bedeutungslos gewesen.
In dieser einen Woche trafen Militärs aus aller Welt aufeinander -
IN FREUNDSCHAFT.