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Zeilen aus Peking

Ein Bericht nach dem Peking-Ende (nicht –Ente)                                     

Nach demjenigen über die olympischen Schießbewerbe folgen hier diverse Informationen über das Rundherum.
Die erste und zugleich umfangreichste betrifft was ganz anderes, die Hinreise des Autors. Die Kürzung „wir“ umfasst in der Folge zwei Personen: mein Kollege war der Schütze und frühere Landessportleiter Oberösterreichs, Ing. Günther Tomenendal aus Neuhofen an der Krems. Der Grund für die folgenden Zeilen ist die Wahl einer besonderen Reiseform statt des gewohnten Fluges: von Moskau bis Peking verbrachten wir sechs Tage und Nächte in der
Transsibirischen Eisenbahn.

Günther nahm es schon mehrere Monate davor auf sich, mehrere Reisebüros in Linz  aufzusuchen und zuletzt zu buchen – Flug nach Moskau, Reise im Zug, sieben Tage im Hotel in Peking und Heimflug. Hier besteht die Gelegenheit, der Reisebüroangestellten Cornelia Hintner herzlichst zu danken; sie empfahl uns von sich aus mehrere Änderungen, sprich Verbesserungen.
An Stichworten von den Tagen in der Trans-sib ist wiederzugeben:
in jedem Abteil Betten für vier Personen, dadurch interessantes Plaudern mit den neu kennengelernten Mitreisenden;
die Mitfahrer etwa zur Hälfte aus Russen und westeuropäischen Touristen mit dem selben Ziel wie wir zusammengesetzt;
mehrfaches Anhören der Diskette „Kosakenritt“ mit anfangs langsamer und immer schneller werdender, zuletzt aufpeitschender Melodie;
Blick auf die sibirische Taiga mit etwa halbtägigem Wechsel in Geländeform, Bewuchs und Farbe, auch zu Philosophieren inspirierend;
dazwischen Plaudern, Kaffeepausen, Sudoku-Rätsel lösen, Essen im Speisewagen;
nur ein Regentag; übrigens nie zu kalt, da die nördlichsten Breitengrade wie Stockholm;
täglich etwa fünf Aufenthalte von maximal zwei Stunden, in denen man im Bahnhof die Füße vertrat und diverse Lebensmittel, Knabbereien kaufte;
in der Mongolei durch die Wüste Gobi – immer wieder durch Oasen mit Bewuchs, Bäumen und Jurten (Textilzelte; inklusive SAT-Schüsseln) der Nomaden unterbrochen; Rinder oder sogar Kamele (zweihöckrig) wechseln mit würdigen, langsamen Schritten am Firmament einher;
in China, kurz vor Peking, durchqueren wir die Westberge; zwischen vielleicht hundert Tunnels mit zehn m bis tausend m Länge reckt sich das aus Sandstein bestehende Gebirge bis zu tausend Meter steil empor, wegen des Fehlens von Fels großteils grün bewachsen.
Diese 7600 km von Moskau bis Peking waren durch das Erfüllen eines langjährigen Wunschtraumes, das Fehlen von Langeweile (und Kriminalität)  sowie durch relativ geringe Kosten auf jeden Fall positiv gekennzeichnet. Sogar die in Reisebüchern und der Werbung der Tourismusbranche ausgesprochene, in der Praxis dann aber als übertrieben festgestellte Warnung, der Zug würde bei Stopps auf die Sekunde genau abfahren und zufällig verspätete Mitfahrer erbarmungslos zurücklassen, führte zu spaßvollen Diskussionen über vermutlich interessanten, einmaligen Aufenthalt in Sibirien für einen Tag oder eine Woche – oder das ganze Leben ?

Gleich zu Beginn des Eintreffens in Peking lernten wir die Ersten einer interessanten Personengruppe kennen: die Volunteers (Freiwilligen), mit Informierung und Betreuung der ausländischen Olympiagäste beauftragte Jugendliche, Studenten und Schüler. Die fünf am Hauptbahnhof Peking dafür Eingesetzten widmeten sich fast eine Stunde lang in beidseitig nicht perfektem English unseren Fragen und Problemen, das bestellte Hotel festzustellen und mit Taxi dorthin zu gelangen. Diese und auch jede weitere Volunteer-gruppe kehrte natürlich Interesse für unsere Herkunft hervor und bot ein oft wiederkehrendes Frage-Antwort-Spiel:
Whats your country ?  -  Austria  -  Australia ?  -  No, Austria in Europe  -  Europe ?  -  Yes, Europe lies just between China and America  -  Oh, jes !  -  And our Austria lies between Germany and Italy  -  Really ?  -  Our capital city is Vienna  -  Oh jes, Vienna means Music !
Oftmalige Kontakte und Plaudereien mit Volunteers, auf der Straße, vor der Schießanlage usw. ließen der Jugend Hilfsbereitschaft, Höflichkeit und Interesse für den Rest der Welt erkennen; daß ich dann von daheim fünf Briefe mit Ansichtskarten von der Musikstadt Wien und einigen Grußzeilen versandte, schadet der dort begründeten internationalen Freundschaft und Offenheit sicher nicht. Plötzlich vernommene Melodien des Wiener Walzers per Lautsprecher und ein zu diesem Anlass begonnenes Gespräch mit einem Kind im Rollstuhl, das mir stolz über das selbst beherrschte Violinenspiel berichtete, dienten demselben.
Aktivitäten eines weiteren weltweiten Betätigungsfeldes wurden täglich im Park nahe unseres Hotels gezeigt; zwanzig fix betonierte Tischtennisplatten waren zur Hälfte meist ganztägig besetzt. Die Spieler aller Altersklasse belebten die Aktivität jeden Schlages          zum Teil mit lauten Kampfrufen, zumindest mit dem Angriffsgeist österreichischer Fußballspiele.                                               
Die Aufnahme von Kontakten China – Österreich wurde mit unerwarteten finanziellen Hilfen erleichtert und angenommen. Anrufe von einem Postamt nahe des Hotels nach Österreich, Festnetz oder Handy, kosteten nur 0,30.-  pro Minute !, und Ansichtskarten inkl. Briefmarke weniger als 1.- ; beides vielfach genützt.
Weniger genussvoll benützten wir die Toiletten, zum Großteil System Plumpsklo. Man hockt also balancierend auf dem Boden, ohne WC-Muschel. Mit einiger Übung ( -  macht den Meister !) beherrscht man auch das und der Hauptfehler  -  zuerst fällt die Geldtasche und dann, beim Bücken danach, das Handy aus der Hemdtasche in die Ausnehmung am WC-Boden  -  passiert nur einmal. Ein Lob für die moderne Technik der Handys: es hält Nässe und Verschmutzung aus, auch der ungewohnte Geruch vergeht bald wieder. Garantie aus eigener Erfahrung !
Wieder zurück zur Realität, obwohl wir auch beim Folgenden auf Erdbodenniveau bleiben: mehrere Kanaldeckel am Straßenrand waren anscheinend erst in den letzten Jahren angefertigt und montiert worden, auf der Oberfläche waren neben den Erzeugungsjahren, z.B. 2003, auch die fünf Olympiaringe eingeprägt.                                                                      
Überlegungen, einen solchen einmaligen Kanaldeckel unauffällig wegzunehmen und mit heim zu nehmen, wenn nötig ohne sonstiges Gepäck und eventuell sogar nackt -  Maximalgewicht im Flugzeug!  -  ließen wir dann doch fallen
und reisten mit der einmaligen Hinreise sowie sonstigen interessanten Erlebnissen im Gedächtnis zufrieden nach Hause.

Beim nächsten, und letzten, Thema blicken wir nochmals auf die olympischen Schießbewerbe zurück  -  die verehrten Leser sind vermutlich nicht überrascht, dass der gewehrschießende Autor als Liebhaber einer einzigen, der „exklusiven“ Pistolendisziplin 50-m-Pistole („Freie“ ist ja nicht mehr offiziell) diverse News darüber vorlegt.
Der Olympiasieg war mit mäßigen 563 Ringen zu haben (Jin Jong Oh, Südkorea ; Finale 97,4 (92) ; Weltrekord 581).
Der Titelverteidiger, also Olympiasieger Athen 2004, Mikhail Nestruev aus Russland begann mit 98 ! und fiel in der zweiten Passe auf 88 ! usw. ; Summe 552, 24. Rang.
Der nordkoreanische Pistolenschütze Kim Jong Su wurde wegen Doping ausgeschlossen und muss seine zwei ! errungenen Medaillen zurückgeben  -  Silber mit der 50-m-Pistole und Bronze mit der Luftpistole;
Ein weiteres, allerdings nicht plötzliches Negativum ist der Tod des legendären TOZ-Erfinders Efim Chaidurow vor 2 Jahren im  81. Lebensjahr. Dieses interessante Detail zur seit vier Jahrzehnten in Gebrauch stehenden Freien  (Spruch aus US-Waffenzeitschrift : Die TOZ unter den „Freien“ ist wie die Harley unter den „Maschinen“ und der Rolls unter den „Kutschen“ ) teilte mir ein anderer russischer Schützenfunktionär und ehemaliger aktiver Schütze des Moskauer Sportverbandes „Dynamo“ , Gennady Pimenov, mit.
Ja, solche oft zufällig zustande gekommenen Gespräche und Plaudereien sind die Würze internationaler Veranstaltungen mit dem Programm Sportschießen  -  beim Reden kommen die Leut zsamm, wie wir so schön sagen.
Aber auch von einer nationalen Veranstaltung ist ein gleichwertiges Detail anzuführen. Anlässlich der heurigen Feuerpistolen-Landesmeisterschaft von NÖ, am 3. August in Stockerau, plauderte ich u.a. mit dem früheren Weltklasseschützen Hubert Garschall über den Abflug am nächsten Tag zur Transsibirischen, worauf er von sich gab, dass seine Schüsse mit der Freipistole an diesem Tag die ersten seit 30 Jahren, dem Weltmeisterschaftsjahr 1978 waren. Mit 497 Ringen, etwa 50 weniger als damals, war er dementsprechend halb zufrieden.
Weltmeisterschaft 1978 und Olympiade 2008 sind mit Gleichwertigem zu verbinden: damals erbrachte Horst Krasser aus Graz dasselbe Ergebnis von 552 Ringen, 12. Rang, wie heuer Mikhail Nestruev, siehe oben.
Jetzt wandern wir von der Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft. Nach Athen 2004 und Peking 2008 besuche ich wahrscheinlich auch London 2012 und darf aufgrund beider fast total positiver Rückblicke fragen: wie wärs miteinander, liebe Schützen

 

Eine der einmaligen, wunderbaren Moskauer U-Bahnstationen

Günther Tomenendal genießt im Speisewagen die Innenausstattung und die Aussicht auf Sibirien

Ob Sudoku - Rätsel lösen oder Artikel verfassen; ein griffiger Bleistift garantiert mehr Erfolg als jeder Laptop.

Günther Tomenendal erläutert den aufmerksam lauschenden Volunteers ganz lebhaft unsere Probleme – Wo liegt das Hotel, wie kommen wir hin?

 

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